BIBI SARA KALI
EINE PRODUKTION VON ROMANO SVATO IN KOOPERATION
MIT WERK X-PETERSPLATZ.
„Bibi Sara Kali“ entstand nach einer Idee von Simonida Selimovic. Aus persönlichen Erfahrungen, dem Gedächtnis der jahrhundertelangen Geschichte der Rom*nja und aktuellen Vorfällen haben der Wiener Autor Ibrahim Amir und das Ensemble eine Tragikomödie entwickelt, die in der Bibi Sara Kali eine Göttin des Widerstands und Überlebens findet.
Bibi Sara Kali ist die mächtige Patronin der Roma, Beschützerin, Wegbegleiterin, Rom*nja Wonderwoman. Ihr Kult wird von Roma weltweit in regionalen Abwandlungen zelebriert.
Auf dem Balkan ist ihr der Bibijako Djive, der „Tag der Tante“, gewidmet. Ein letztes Mal wollte Jelena den Bibijako Djive begehen und stieg deshalb in den Bus von Wien-Erdberg nach Boljevac, ihre Heimatstadt in Serbien. Dort feierte sie – und dort starb sie tags darauf.
Ihr Tod gibt den Töchtern Snežana, Melisa und Tanja viele Fragezeichen auf: Seit der Migration nach Wien vor dreißig Jahren, welche die beiden älteren Schwestern als kleine Kinder miterlebt haben, gab es kaum noch Kontakt zur Familie in Serbien; und auch, dass die Mutter aufgebrochen war, um den Bibijako Djive zu feiern, ist verwunderlich, schließlich hatte sie in Wien ihre Identität als Romni geheim gehalten und ihre Töchter ohne Traditionen erzogen. Die drei Schwestern, einander seit Jahren entfremdet, und Snežanas Ehemann Taiye machen sich auf den Weg nach Boljevac, um die Mutter zu beerdigen.
Antworten auf ihre Fragen finden sie dort weder in Tante Dragoslavas knappen Auskünften noch in Zuckerorakeln oder Cousin Marcos schnapsgetränkten Fantasien einer besseren Zukunft in der EU. Unter die schmerzhaften Erinnerungen an Diskriminierungen in den Kindheitstagen vor der Migration und an die schwierige erste Zeit in Wien mischen sich plötzlich solche, die keine der drei Schwestern selbst erlebt haben. Und dann ist da noch Jelenas letzte Botschaft, die mit der Bibi Sara Kali zu tun hat ...
„DAS BESONDERE DIESER INSZENIERUNG IST,
DASS HIER AUS DER PERSPEKTIVE VON ROMA ERZÄHLT WIRD, ANSTATT DASS, WIE SO OFT,
ÜBER SIE GESPROCHEN WIRD. "
Das Besondere dieser Inszenierung ist, dass hier aus der Perspektive von Roma erzählt wird, anstatt dass, wie so oft, über sie gesprochen wird. Professionelle Roma-Künstler*innen stehen auf der Bühne und verhandeln Geschichten, die aus verschiedenen Roma-Communities stammen.
Unser Projekt dreht sich zum einen um das immaterielle Kulturerbe der Roma, zum anderen aber auch um das Verheimlichen der Identität als Roma; um das Leben im Verborgenen.
In der Herangehensweise war es Romano Svato wichtig, dass bei allen Beteiligten ein Verständnis von Rassismus und die entsprechende Sensibilität vorhanden sind.
Rassismus hat System und ist eine reale Bedrohung für Betroffene. Darüber lässt sich nicht diskutieren. Darüber gibt es keine Zweifel. Rassismuserfahrungen müssen ernst genommen werden. Sehr wohl müssen wir jedoch darüber diskutieren, wie wir gegen Rassismus vorgehen können. Dieser Diskurs bestimmte auch den künstlerischen Entstehungsprozess des Stückes und floss in den Text mit ein.
"Für die beteiligten Roma-Künstler*innen liegt eine besondere Herausforderung darin, sich der Scham, unter der so viele Roma leiden, zu stellen, die Unsichtbarkeit abzulegen und über jene Themen zu sprechen, die das direkte Umfeld betreffen."
EINE PRODUKTION VON ROMANO SVATO IN KOOPERATION MIT WERK X-PETERSPLATZ. URAUFFÜHRUNG. AUFFÜHRUNGSRECHTE: ROMANO SVATO.
ES SPIELEN:
Ivana Nikolić, Ljubinka Nikolić, Radmila Savić, Sandra Selimović, Simonida Selimović, Ayo Aloba, Zlatimor Vasić. Regie: Nina Kusturica
Autor: Ibrahim Amir & Simonida Selimović
Musik & Komposition: Adrian Coriolan Gaspar
Brass-Band: Like&Full
Ausstattung: Mira König
Kamera: Marie Zahir
Ton: Andreas Pils
Schnitt: Stefan Fauland
Dramaturgie: Veronika Maurer
Produktionsleitung: Linn Hütter
Regieassistenz: Stella Jarisch
Lichtassistenz: Valerie Keller
Hospitanz: Matea Novak
Konzept & Künstlerische Leitung: Simonida Selimović